Uhu darf in die Freiheit – dank DNA-Test

Forscher der Zoologischen Staatsammlung klärten mit Hilfe genetischer Methoden die Herkunft eines Uhus auf. Vor etwa einem Jahr landete die Eule in einer Auffangstation, weil sie in Duisburg und Mülheim/Ruhr offenbar die Nähe zu Menschen suchte und sehr zutraulich wirkte.

Uhu. Foto: O. Hawlitschek

Seither lebt der vermutlich von Menschen aufgezogene Uhu in einer Greifvogelauffang- und Wiederauswilderungsstation im Sauerland. Das Tier zeigte eine für heimische Uhus untypische Gefiederfarbe. Deshalb vermutete der Leiter dieser Station, Winfried Limpinsel, dass es sich um ein entflogenes Tier einer asiatischen Schwesterart des Uhus handelt. Eine Auswilderung kann unter diesen Voraussetzungen nicht genehmigt werden.

Da Naturschützer diese Auswilderung jedoch forderten, wandte sich Dr. Randolph Kricke, Artenschutzbeauftragter vom Amt für Naturschutz und Grünplanung der Stadt Duisburg, an die Zoologische Staatssammlung in München, mit der Bitte, die Herkunft des Tieres festzustellen. Der Genforscher Jerome Moriniere klärte die Zugehörigkeit des Tieres durch eine genetische Untersuchung eindeutig auf. Dabei verwendete er winzige Gewebeproben aus den Federkielen der Eule und griff zum Vergleich auch auf gespeicherte Genproben in der weltweiten Gen-Datenbank des „Barcoding“-Projektes zurück. Er konnte zeigen, dass es sich bei dem fraglichen Uhu einwandfrei um einen europäischen Uhu (Bubo bubo) handelt und nicht um einen importierten Bengalenuhu (Bubo bengalensis) aus Asien. Das Amt für Umwelt und Grün der Stadt Duisburg prüft derzeit die Chancen, den Uhu auf ein Leben in Freiheit vorzubereiten, oder - falls das nicht gelingt - für ein Zuchtprogramm im Zoo Duisburg einzusetzen. Beim Projekt „Barcoding Fauna Bavarica“ untersuchen Wissenschaftler der Zoologischen Staatsammlung einen bestimmten Genabschnitt, das so genannte COI-Gen, aller einheimischen Tierarten und speichern diesen in einer Online-Datenbank. Dieser Genabschnitt besitzt dabei für eine Art eine ähnliche Bedeutung wie ein Barcode auf einem Lebensmittel im Supermarkt.

Das bayerische Projekt ist seit 2009 Teil des Verbundprojektes „International Barcode of Life (iBOL)“ mit Sitz in Guelph/Kanada, welches genetische Barcodes aller Tierarten weltweit erfasst. Mit dieser Gendatenbank können Wissenschaftler künftig unbekannte Arten kostengünstig, schnell und über das Internet identifizieren. Seit 2012 wird das bayerische Projekt durch das umfassende German Barcode of Life-Projekt in Zusammenarbeit mit mehreren deutschen Forschungsinstituten ergänzt, das nun die gesamte Flora und Fauna Deutschlands im Visier hat. Der Fall des Duisburger Uhus zeigte beispielhaft, wie das Barcoding künftig funktionieren wird. Experten aus Zoos oder aus anderen Forschungsbereichen kooperieren mit wissenschaftlichen Institutionen wie der Zoologischen Staatsammlung München, um Arten einwandfrei zu identifizieren. Für den Uhu bedeutet dieses Ergebnis zudem einen Fahrschein in die Freiheit, für ihn ein willkommenes Weihnachtsgeschenk.

Der Uhu ist die größte Eulenart der Welt und zählt in Deutschland zu den streng geschützten Vogelarten. Sein Bestand ist in Deutschland vor allem durch Lebensraumverluste stark zurückgegangen. Seit zwei Jahrzehnten erholen sich die Bestände wieder, zudem konnte der Uhu in verschiedenen Regionen Deutschlands neu angesiedelt werden. Auch im Ruhrgebiet ist er auf dem Vormarsch und brütet an der einen oder anderen Stelle bereits wieder.

Foto: Oliver Hawlitschek

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Uhu. Foto: O. Hawlitschek