560 Bienenarten genetisch erfasst – Großer Erfolg im DNA-Barcoding-Projekt

Das Barcoding-Projekt der ZSM feiert einen weiteren großen wissenschaftlichen Erfolg. Mitte diesen Jahres veröffentlichten die Wissenschaftler der Münchener Institution die Ergebnisse ihrer mehr als fünfjährigen Forschungen über die Genetik deutscher Wildbienen.

Anthophora plumipes

München, 15.01.2015 - Insgesamt konnten die Forscher dabei 503 der insgesamt 571 deutschen Wildbienenarten sowie weitere 58 Arten benachbarter Länder genetisch analysieren und in einer zentralen Gendatenbank erfassen. Dabei werteten sie mehr als 4000 Individuen aus. Dies ist die weltweit erste umfassende genetische Katalogisierung eines Landes dieser für die Bestäubung von Kulturpflanzen so wichtigen Insektengruppe.

Die Gensequenzierung erfolgte im Rahmen der Projekte "Barcoding Fauna Bavarica" und "German Barcode of Life". In diesem Projekten erfassen die Münchener Forscher den Gencode aller bayerischen, beziehungsweise deutschen Tierarten in einer Online-Bibliothek und stellen ihn damit für Fachleute zur Verfügung. Das Projekt ist Teil des "international Barcode of Life" Projektes mit Sitz in Kanada. Es verfolgt das ehrgeizige Ziel, alle Tierarten weltweit genetisch zu erfassen. "Mit diesen genetischen Daten lassen sich künftig fast alle deutschen Wildbienenarten auf einfache Weise bis zur Art bestimmen. Bisher war das nur mit Hilfe hoch spezialisierter Fachleute möglich", bringt Christian Schmid-Egger, Projektkoordinator für die Wildbienen, die Vorteile der neuen Methode auf den Punkt.

Wildbienen spielen eine bedeutende Rolle bei der Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen. Sie besitzen damit eine zentrale Rolle für die Biodiversität und sichern gleichzeitig die Erträge zahlreicher Kulturpflanzen. Vor allem im Obst- und Beerenanbau werden Wildbienen bereits gezielt gezüchtet und zur Bestäubung eingesetzt. Zudem setzen Ökologen Wildbienen vielfach beim Monitoring für Zwecke des Naturschutzes und der Landschaftsplanung ein. Ihr Einsatz wird mit genetischen Methoden künftig deutlich erleichtert. Die Bestände von vielen Wildbienenarten sind derzeit in Deutschland stark bedroht, zahlreiche Arten stehen auf der Roten Liste bedrohter Tierarten.

Doch die Münchener Forscher erzielten mit dem DNA-Barcoding auch eine Reihe höchst bemerkenswerter wissenschaftlicher Ergebnisse. "Die fast vollständige genetische Durchforstung des Artenbestandes in ganz Deutschland versetzt uns in die Lage, Arten völlig neu zu bewerten oder gar problematische Artenpaare zu identifizieren", sagt Stefan Schmidt, Projektleiter im Barcoding-Projekt. So konnten die Wissenschaftler bei 56 Arten eine unerwartet hohe genetische Variabilität feststellen. Das könnte einen Hinweis auf neue, noch unbekannte Arten geben, die sich bisher unter den bekannten Arten versteckt hatten, erläutert der Forscher. In den kommenden Jahren ist es Aufgabe des Projektes, diesen Fällen nachzugehen und sie zu klären. Daraus werden sich noch viele spannende Nachfolgeprojekte ergeben, freut sich Schmidt.

Die aktuelle Fachpublikation erscheint in der sehr renommierten Fachzeitschrift Molecular Ecology Resources und zeigt, welch hohen Stellenwert die genetische Forschung der Münchener Insektenspezialisten in der Fachwelt inzwischen genießt. Besonders freuen sie sich darüber, dass sie Paul Hebert, Leiter des weltweiten DNA-Barcoding-Projektes aus Guelph in Kanada, als Mitautor für die  Veröffentlichung gewinnen konnten.

Die Zoologische Staatssammlung  beherbergt rund 25 Millionen zoologische Objekte und gehört, als Teil der SNSB, weltweit zu den größten naturkundlichen Sammlungen. Die Barcoding-Projekte der ZSM werden gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, und das Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Die Männchen der Pelzbiene Anthophora plumipes treten im Frühjahr auf. Sie sind leicht an den langen Fransen der Mittelbeine zu erkennen. Foto: Christoph Künast.

Die Sandbiene Andrena florea ist auf Zaunrüben als alleinige Pollenquelle spezialisiert. Hier ist ein schlafendes Weibchen in einer Zaunrüben-Blüte abgebildet. Foto: Christoph Künast.

Die Männchen der Pelzbiene Anthophora plumipes treten im Frühjahr auf. Sie sind leicht an den langen Fransen der Mittelbeine zu erkennen. Foto: Christoph Künast

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Anthophora plumipes

Die Sandbiene Andrena florea ist auf Zaunrüben als alleinige Pollenquelle spezialisiert. Hier ist ein schlafendes Weibchen in einer Zaunrüben-Blüte abgebildet. Foto: Christoph Künast.

Die Männchen der Pelzbiene Anthophora plumipes treten im Frühjahr auf. Sie sind leicht an den langen Fransen der Mittelbeine zu erkennen. Foto: Christoph Künast